Anstatt Partys und Ausgang, verbringt der 25-Jährige David Herzmann die meiste Zeit alleine Zuhause. Da er weder laufen noch sehen kann, ist es für ihn praktisch unmöglich Freundschaften zu knüpfen. Im Alltag wird er aber auch mit anderen Herausforderungen konfrontiert.

„Ich bin sehr einsam“ Das sind David Herzmann’s Worte. Sein Leben lang sitzt er im Rollstuhl und ist seit fünf Jahren blind. Mit seinem doppelt eingeschränktem Leben, hat er täglich Hürden zu bekämpfen.
«Alleine wohnen ist unmöglich»
David Herzmann wohnt bei seinen Eltern in St.Gallen. Ein selbstständiges Leben als blinder Rollstuhlfahrer, unmöglich. Es sind die einfachen Dinge, die er nicht alleine kann, wie zum Beispiel kochen. Um aber trotzdem möglichst selbstständig zu sein, hat er Hilfen. „Auf meinen Kleider sind Etiketten angenäht, da kann ich einen Stift draufhalten. Dieser sagt mir dann, welche Farbe und Muster das T-Shirt hat“ erklärt der 25-Jährige.

Früher hat er auch seine Schuhe mit diesem Stift ausgesucht. Mittlerweile kann er sich aber merken, wo er welchen Schuh hat. Unter einer Bedingung: alles muss immer gleich eingeordnet werden.

Ausgang und Freunde
David Herzmann versucht so gut es geht, mit seinem Leben zurechtzukommen. Was ihn aber am meisten belastet, sind Freundschaften. «Ich würde so gerne Freunde haben, die mit mir etwas unternehmen wollen» erwähnt er mehrmals.
Diese Einschränkungen machen dem St.Galler denn Alltag entsprechend doppel so schwer. In vielen Fällen ist er auf die Hilfe von Mitmenschen angewiesen, etwa wenn er mit dem Bus oder Zug unterwegs ist oder an Veranstaltungen geht.
Für David Herzmann ist die grosse Schwierigkeit, dass er darauf angewiesen ist, dass Leute auf ihn zugehen. „Ich kann nicht sehen wer vor mir steht. Ich würde mich sehr freuen, wenn Leute auf mich zukommen und mich ansprechen“
Seine Lebensfreude lässt er sich aber nicht nehmen und besucht Konzerte – wenn es geht. Das ist für ihn aber teilweise eine Tortur: Kann ich mit dem Rollstuhl das Konzert besuchen? Finde ich überhaupt jemand, der mich begleitet? Wie komme ich vor Ort? Wie komme ich wieder nachhause? Diese und noch mehr Fragen, die David Herzmann immer wieder auf’s neue durch den Kopf gehen.
„Ich wurde auch schon stehen gelassen“
Das Haus, in dem der 25-Jährige wohnt, ist barrierefrei. Darum kommt er zuhause gut zurecht und kann sich frei bewegen.

Draussen sieht das aber anders aus. Da stosst David Herzmann oft an seine Grenzen. Busse, die an ihm vorbeifahren und ihn stehen lassen, oder er selbst, der inmitten einer Strasse steht und das Trottoir nicht mehr findet. Zudem meidet er Zugfahrten, da er sich an Bahnhöfen nur schwer zurechtfindet.


Geburtsgebrechen
Spina bifida oder auch bekannt als «offener Rücken». Bei David Herzmann wurde genau dass, bei der Geburt diagnostiziert, weshalb er schon sein Leben lang auf den Rollstuhl angewiesen ist. Zudem erblindete der St.Galler vor 5 Jahren und kann nichts mehr sehen. Wieso das genau passiert ist, können sich auch die Ärzte nicht erklären.
Mit den Ohren lesen
Ein treuer Begleiter von David Herzmann ist, nebst seinem Blindenstock, das Handy. Dank dem kann er mit Leuten in Kontakt sein. Das Handy liest ihm alles vor, in einem so schnellen Tempo, dass es die meisten Menschen nur schwer verstehen.
Job trotz Einschränkungen
David Herzmann arbeitet trotz seinen Hindernissen. Nebst Museumsführungen arbeitet er in einem Verein in Rorschach, der Beeinträchtigten Menschen Hilfe bietet. Mit diesen Jobs lebt er ein stück Normalität.
Möchtest du David Herzmann Gesellschaft leisten, ihn an Konzerte begleiten oder ihn einfach kennen lernen? Dann melde dich, wir können den Kontakt herstellen.